Auf Goethes Spuren in Wetzlar

Ankunft in der Reichsstadt
Zahlreiche junge Juristen sollten am Reichskammergericht, dem höchsten deutschen Gericht, das von 1689/90 bis 1806 seinen Sitz in Wetzlar hatte, ihre Ausbildung vervollkommnen und ein Praktikum absolvieren. Der Praktikant Johann Wolfgang Goethe reiste am 10. Mai 1772 in die deutsche „Hauptstadt des Rechts“, die allerdings so gar nichts Verlockendes für ihn hatte.
Er trug sich zwar in die Matrikel des Gerichtes ein, konnte sich aber nicht zu den trockenen juristischen Arbeiten überwinden.
Goethes Zeit in Wetzlar
Goethe pflegte stattdessen den Umgang mit anderen jungen Juristen, beschäftigte sich wohl auch mit seinem literarischen Frühwerk und erkundete die Natur. Anlässlich eines Balles junger Wetzlarerinnen und Wetzlarer im Jagdhaus in Volpertshausen lernte er Charlotte Buff, die Tochter des Deutschordensamtmannes, kennen. In den folgenden Wochen verbrachte er viel Zeit im Deutschordenshof, „in der paradiesischen Gegend“ und im benachbarten Dorf Garbenheim. Seine Neigung zu Charlotte war aussichtslos, denn die Amtmannstochter war bereits mit dem Legationssekretär Johann Christian Kestner verlobt. Wenige Wochen nachdem Goethe von Charlotte erfuhr, „daß er nichts als Freundschaft hoffen dürfe“, verließ er am 11. September Wetzlar und wanderte auf dem rechten Lahnseite in Richtung Rhein.
Die Leiden des jungen Werthers
In Frankfurt erhielt er von Kestner die Nachricht, dass sich der gemeinsame Bekannte Karl Wilhelm Jerusalem in seiner Wohnung in Wetzlar das Leben genommen hatte. Dessen Schicksal und Goethes eigene Wetzlarer Erlebnisse bildeten den Anstoß zu seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der im September 1774 erschien. Auf Goethes Spuren lassen sich auch die Spuren Jerusalems und die davon untrennbaren Bezüge zum Roman nachvollziehen.
