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In Bereichen der früheren Bundeswehr-Kasernen Westend und Spilburg in Wetzlar ist es zu erheblichen Problemen bei der Wärmeversorgung durch die Energieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (EAB) bis zum Totalausfall gekommen. Mit diesen FAQs werden die wichtigsten Hintergründe erläutert.

Welche Rolle spielt der private Energieversorger EAB in den Bezirken Westend und Spilburg der Stadt Wetzlar?

Die beiden Wetzlarer Bundeswehr-Kasernen im Westend und auf der Spilburg wurden mit zwei Heizkraftwerken mit Fernwärme versorgt. Nach dem Abzug der Bundeswehr Anfang der neunziger Jahre wurden die Immobilien von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zum Verkauf unter der Bedingung des Anschlusszwanges an die Fernwärmeversorgung des Energieversorgers EAB angeboten (Ausnahme nur bei Umstellung auf erneuerbare Energien). Die Bundesanstalt wollte damit den Fortbestand der Heizkraftwerke sichern. Die stadteigene Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) musste Teilflächen im Westend unter dieser Bedingung erworben und vermarkten. Jeder Immobilienerwerber hat mit dem Kaufvertrag einen privaten Wärmeliefervertrag mit der EAB abgeschlossen.

Seit Jahren gibt es Unregelmäßigkeiten bei der Wärmelieferung und Unstimmigkeiten bei der Abrechnung. Warum hat die Stadt nicht früher eingegriffen?

Auf den privatrechtlichen Energieliefervertrag zwischen EAB und Endkunden hat weder die Stadt noch der heimische Energieversorger enwag Einfluss. Es gibt auch keinerlei Handhabe oder Sanktionsmöglichkeiten, bei Nichtlieferung seitens der Stadt auf den Energielieferanten einzuwirken.

Die Stadt hat angesichts unzuverlässiger Energielieferungen in den vergangenen Jahren alle Bemühungen unterstützt, die EAB zum Verkauf und Übernahme durch die enwag zu bewegen. Die Gesprächsangebote der Stadt wurden seitens der EAB jedoch ausgeschlagen.

Warum hat die Stadt in der Vergangenheit Geld für Reparaturen der Leitungen bereitgestellt und wieso ist dies bei den neuen Problemen rund um die Heizkraftwerke nicht vorstellbar?

Bei den vor Weihnachten erfolgten Reparaturen der Leckage im EAB Wärmenetz Westend handelte es sich um Abschlussarbeiten, um das Netz wieder stabil zu bekommen. Die von der EAB beauftragten Unternehmen hatten aber die Arbeit eingestellt, da sie die an die EAB gestellten Rechnungen nicht bezahlt bekamen.

Im Sinne eines stabilen Wärmenetzes ist dann die Stadt Wetzlar kurzfristig eingesprungen.

Das nun auch im Westend das Heizkraftwerk komplett ausgefallen ist, war vor Weihnachten nicht vorhersehbar. 

Mit der Übernahme der Gaslieferkosten der enwag seit Jahresbeginn 2023 im Falle eines Zahlungsausfalls (zum Betrieb der Heizkraftwerke der EAB ist Gas der enwag notwendig) ist die Stadt Wetzlar bis an die Grenze des Möglichen gegangen, um die Energielieferung für die Kunden in der Spilburg und im Westend zu ermöglichen beziehungsweise zu erhalten.

Warum funktioniert die Wärmeversorgung nach einer Reparatur auf der Spilburg wieder, im Westend jedoch nicht?

Im Heizwerk Spilburg konnte ein defekter Heizkessel und der Brenner mit relativ geringem Aufwand nach Genehmigung des vorläufigen Insolvenzverwalters der EAB repariert werden, so dass die Wärmeversorgung durch das intakte Leitungsnetz seit 14. Januar 2023 wieder möglich ist.

Im Westend ist der Schaden am Heizwerk weitaus größer, so dass sich das Heizwerk nicht mehr reparieren lässt. Außerdem ist das Leitungsnetz von Leckagen betroffen. Derzeit finden Drucktests statt, um die Funktionsfähigkeit des Netzes zu prüfen. Die Handlungsvollmacht liegt nach wie vor allein bei der EAB beziehungsweise bei dem vorläufigen Insolvenzverwalter. Die Stadt hat keine Möglichkeit, in fremdem Eigentum Reparaturen oder Veränderungen vorzunehmen.

Welche langfristigen Lösungsmöglichkeiten sehen Sie für die Anwohner und wie arbeitet die Stadt darauf hin?

Mit der Insolvenz der EAB ist eine neue Lage entstanden, die hoffentlich die Chance bietet, die Anlagen der EAB und die Energielieferverträge in die Hände eines seriösen, zuverlässigen Energieversorgers zu geben. Daran arbeitet die Stadt Wetzlar mit, so wie es in der Presseerklärung vom 4. Januar 2023 formuliert ist.

Parallel wird an einer Alternative für eine autarke Wärmeversorgung für das Westend gearbeitet. Vorstellbar ist es, eine mobile Heizanlage aufzustellen, die dann am Verteilergebäude Westendstraße Wärme in das Netz einspeist.

Presseerklärung vom 4. Januar 2023