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Virtueller Rundgang durch die Artothek anlässlich des 30-jährigen Jubiläums

30 Jahre Artothek der Stadt Wetzlar: Freitag, 28. Januar, bis Sonntag, 13. März 2022

In der Stadtbibliothek Wetzlar befindet sich eine der nur insgesamt sieben hessischen Artotheken. Als besonderer Ort der Kunstvermittlung und Künstlerförderung bietet sie zeitgenössischen Kunstschaffenden eine Plattform, um ihre Bilder dauerhaft zugänglich zu machen.

Seit nunmehr 30 Jahren sammelt, archiviert und katalogisiert das Kulturamt der Stadt Wetzlar ausgesuchte Werke von Kunstschaffenden, die in den städtischen Einrichtungen ausgestellt wurden. Hier tummeln sich anerkannte Wetzlarer Künstler wie auch internationale Bekanntheiten der Szene.

Zu unserem 30-jährigen Jubiläum zeigen wir Ihnen die Highlights unserer Sammlung und feiern damit die künstlerische Vielfalt und die Geschichte der Wetzlarer Artothek.

Interview mit INK Sonntag-Ramirez Ponce

Interview

INK mit Jesus Christ Superstar
INK mit Jesus Christ Superstar © INK

Erst im September 2021 durften wir Sie als Mitglied der Frankfurter Künstlergesellschaft zu Ihrer Gemeinschaftsausstellung „Künstlerischer Leichtsinn“ begrüßen. Was bedeutet künstlerischer Leichtsinn für Sie? Und wie hat dies die Auswahl Ihrer gezeigten Werke beeinflusst?

Ich habe mich sehr gefreut, mit meiner Kunst nach vielen Jahren wieder einmal Gast in Wetzlar zu sein.

Nun, sollten Künstler nicht immer etwas „leicht-sinnig“ sein - leichter Hand Fragen und vielleicht mutige Antworten formulieren und diese mit Sinn gefüllt? Macht nicht gerade dies Kunst aus? Kunst sollte meines Erachtens nie nur dekorativ sein. Sie darf es sein, aber sie sollte immer auch zum Denken anregen.

Ich habe in diesen Zeiten der Pandemie für die Ausstellung in der Städtischen Galerie ganz bewusst das Thema Tiere und deren Eigenschaften gewählt. Da strebt eine Ente aus Stahl, eigentlich eine Kühlerfigur aus einem amerikanischen Film, so mutig voran, dass die Energie auf den Betrachter überzuspringen scheint. Zwei Widder messen Ihre Kraft. Und der zarte Drache aus Porzellan, ein chinesischer Glücksbringer, verteilt seine positive Ausstrahlung. Der Tiger neben der jungen, in sich ruhenden Frau zeigt Haltung und Stärke – und ja - die junge Frau auch. Beide stehen, um ihre Stärke wissend, gleichberechtigt nebeneinander.

Alle ihre Eigenschaften sind gebannt durch den Bleistift und fordern uns auf trotz all der durch die Pandemie verursachten Umstände mutig nach vorne zu streben, Kräfte zu messen, Glück zu verbreiten, Stärke und Haltung zu zeigen. Leichtsinn? Leichten Sinnes? Oder vielleicht sinnig und mit leichter Hand auf Papier gebannt?

Ihr charmantes Bild mit dem Titel „Draco felicitatis - Der Glücksdrache“, hat uns sofort in seinen Bann gezogen. Wie sind sie auf die Bildidee gestoßen? Was hat Sie inspiriert?

Mich interessiert neben der Aussage, ein Drache, der traditionell Glücksbringer und damit Sinnbild für Zuversicht ist, immer auch die Oberfläche. Hier war es die leichte Transparenz der Glasur von Porzellan und die dadurch entstehenden ganz speziellen Lichtreflexionen. Da ich immer eine Herausforderung in der Ausführung meiner Kunst benötige, war dies natürlich eine Aufgabe, die es zu meistern galt.

Die meisten Werke von Ihnen sind mit einem lateinischen Titel und seiner deutschen Übersetzung ausgezeichnet. Hat diese Vorgehensweise eine tiefergehende Bedeutung für Sie?

Die Lateinischen Titel der Tierzeichnungen haben ein kleines „Augenzwinkern“ als Grund. Die Zeichnungen an sich werfen ja oft auch einen kleinen humorvollen Blick auf die Welt. Denn haben Sie schon einmal eine Ente mit Zigarre durch die Welt rasen sehen?

In der zoologischen Nomenklatur der Tierwelt, die sich aus zwei lateinischen Grundbestandteilen zusammensetzt, wird zuerst die Gattung genannt, die dann durch ein kleingeschriebenes Epithon, häufig ein Adjektiv, das die Art charakterisiert, ergänzt wird. Bei mir sind dies Eigenschaftszuschreibungen, die in der Zoologie niemals verwendet werden würden und einen Blick mit Augenzwinkern auf die Tiere erlaubt.

Im Übrigen hat die begnadete Zeichnerin Maria Sibylla Merian diese Nomenklatur durch ihre empirischen Studien bereits ab etwa 1670 stark vorangetrieben. Dieser Künstlerin fühle ich mich sehr verbunden. Und ich habe den Glücksdrachen durch meine Zeichnung ebenso sorgsam studiert.

Besonders auffallend ist Ihre ausgefeilte Bleistifttechnik, die Ihre Werke sehr lebendig wirken lassen. Wann haben Sie Ihr Talent für die Bleistiftkunst entdeckt und weshalb war diese besonders reizvoll für Sie?

Meine Begeisterung für den Stift habe ich bereits im Alter von einem Jahr entdeckt. Mein Vater tapezierte den Flur meiner Uroma und ich bekam meinen ersten Stift in die Hand. Den Rest können Sie sich ja denken. – Ich lernte, dass Zeichnungen Emotionen auslösen, und ich lernte das Laufen ...

In der Oberstufe bekam ich im Kunstkurs „Prüfungsfach Abitur“ die Aufgabenstellung: Zeichne mit Bleistift ein Selbstportrait mit einer weiteren Person aus der Werbung. Im Zeichenprozess lernte ich so viel über mich selbst, dass ich wusste, dass dies mein Medium ist. - Später schrieb eine Journalistin der Auflagenstärksten Frauenzeitschrift (Frau und Mutter/jetzt Junia) Deutschlands über mich einen Artikel mit dem Titel „Die Seelenzeichnerin“. Ich komme über den Stift meinen Motiven extrem nah - näher als es im wahren Leben möglich ist, da ich damit jede persönliche Grenze überwinden kann.

Was halten Sie davon, dass ihr Kunstwerk von nun an Teil unserer hausinternen Artothek ist?

Das ist mir eine große Ehre, da ich der Stadt Wetzlar bereits von Jugend an sehr verbunden bin. Zudem finde ich die Idee, die hinter einer Artothek steht, sehr sozial. Jede/r kann sich gute Kunst nach Hause holen, jede/r kann sich in ihrem/seinem privaten Bereich mit Kunst auseinandersetzen und lernen, welch unterschiedliche Wirkung die einzelnen Werke erzielen. Es sollte eine Aufforderung an jeden sein, diese Möglichkeit und Chance zu nutzen.

Was verbinden Sie mit der Stadt Wetzlar?

Ein wirklich guter Jugendfreund ist Wetzlarer. Mit ihm bin ich bereits vor vielen Jahren von Café zu Café gezogen. Durch ihn habe ich wiederum viele andere sehr nette Wetzlarer/-innen kennengelernt. Vier Werke aus meiner Hand haben hier ein sehr schönes Zuhause gefunden. So ist Wetzlar auch ein Stück „Ankommen“ für mich und immer eine Option für ein „Wiedersehen“.

Was sind Ihre nächsten Ausstellungspläne und wo kann man mehr von Ihren Arbeiten sehen?

Natürlich können Sie ganz viele Werke auf meiner Webseite www.ink-malerei.de (deutsch) www.ink-finearts.com (englisch) entdecken. Dort finden Sie unter „Aktuelles/News“ auch alle Ausstellungen. Noch einfacher ist es, wenn Sie meinen Newsletter über die Webseite abonnieren. Dann erhalten Sie immer eine Einladung, egal wo ich gerade ausstelle. Und ich kann Ihnen versichern: Mein Leben mit dem Bleistift bleibt spannend!

Ich danke der Stadt Wetzlar für die Gastfreundschaft und wünsche ihr, dass mein kleiner Glücksdrache dort viel Glück verteilen möge.

Herzlichst
INK Sonntag-Ramirez Ponce

Virtueller Rundgang

I = vergrößerte Bildansicht und Bildinformationen
K = Zusatzinformationen Künstler

Link zur Artothek

Sie möchten noch mehr Werke aus unserer Artothek sehen? Hier erhalten Sie Zugriff auf unsere katalogisierten Arbeiten: