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Wir befinden uns im späten Mittelalter, etwa um das Jahr 1470 herum. Heinrich, genannt Henno, Gehilfe des alten Türmers im Dom zu Wetzlar, muss seinen Turm verlassen. Grund: Der alte Türmer und eine Ziege namens Berta, die beide mit Henno im Turm leben, sind krank und haben Fieber. Berta hat schon seit Tagen nicht mehr gefressen und liegt nahezu reglos da. Also macht sich Henno auf, steigt die 186 Treppenstufen hinab, um Medizin zu besorgen und hat dabei allerlei illustre Begegnungen und so manche Hürde zu überwinden…

Was sich liest wie eine Szene aus einem Ken-Follett-Roman, ist die Geschichte hinter der neuesten Erlebnis STATT Führung, bei der das "Statt Theater" die Gäste in den Gassen und auf den Plätzen Wetzlars mit auf eine Zeitreise nimmt. Sonst meist in "goetheschen" Gefilden unterwegs, nähert sich Regisseur Oliver Meyer-Ellendt mit seinem Ensemble dieses Mal einem Kapitel der Stadtgeschichte, das bisher noch nie Thema der weihnachtliche Erlebnisführungen war. 

Henno und das Wunder zu Wetzlar
Henno benötigt dringend Medizin für den alten Türmer und die Ziege Berta. © LademannMedia

Und auch wenn die Erzählung in weiten Teilen fiktiv ist, bedient sie sich doch wie immer bei Meyer-Ellendt historischem Stoff: Alle Personen sind historisch belegt, auch Türmer Henno findet man namentlich in den Akten. Aufs Jahr genau, in dem das Ganze spielt, will sich Meyer-Ellendt allerdings nicht festlegen, denn er vermischt in seiner Story verschiedene Ereignisse - so etwa fand der Besuch Kaiser Maximilians I. in Wetzlar erst im Jahr 1505 statt.


Henno trifft auf Kaiser Maximilian I. und Vikar Eckhard Teufel

Henno und das Wunder zu Wetzlar
Wer ist dieser einfältige Tor? fragt sich der Mann in Schwarz (Edgar Reinhardt, links) bei der ersten Begegnung mit Henno (Sven Bühler, rechts) © LademannMedia

Henno hat es jedenfalls nicht leicht - der etwa tumbe und törichte Gehilfe hat beim Abstieg aus dem Turm einen Taler aus dem Opferstock stibitzt, mit dem er die benötigte Medizin bezahlen will. Auf seinem Weg durch die Stadt und auf der abendlichen Suche nach einem Arzt trifft er verschiedene Personen, von denen er sich Hilfe erhofft. Unter den Begegnungen ist nicht nur Kaiser Maximilian, sondern auch der Vikar Eckhard Teufel, der seinem Namen alle Ehre macht. Doch irgendwie sind letzten Endes scheinbar alle nur auf den Taler scharf. Und so wird der abendliche Spaziergang des etwas törichten Hennos zu einer Art Schelmenreise, fühlt man sich doch ein wenig an Grimmelhausens Simplicissimus erinnert.

Corona-konformes Stück

Eigens passend für die Corona-Zeit hatte Autor und Regiesseur Oliver Meyer-Ellendt "Henno und das Wunder zu Wetzlar" bereits für die vergangene Saison konzipiert - doch noch vor der Premiere folgte der Lockdown. Grund genug, es dieses Jahr wieder aufzunehmen, wenn auch in geänderter Besetzung. Sven Bühler, langjähriges Ensemblemitglied und Stadtführer in Wetzlar, sollte eigentlich in die Rolle des "Mannes in Schwarz", einer Art begleitendem Erzähler, und all jener Figuren schlüpfen, denen Henno begegnet, auf Grund eines Abgangs im Ensemble switchte er nun in die Rolle des Türmers Henno, die ihm ebenfalls perfekt steht.  

Henno und das Wunder zu Wetzlar
Henno braucht dringend Hilfe, aber alle wollen nur an sein Geld. © LademannMedia
Henno und das Wunder zu Wetzlar
Kaiser Maximilian I. (Edgar Reinhardt) zu Gast in Wetzlar © LademannMedia

Edgar Reinhardt, ebenfalls mit langjähriger Schauspielerfahrung ausgestattet, übernimmt gleich mehrere Rollen: Den Mann in Schwarz, Kaiser Maximilian, Vikar Eckard Teufel, und die eines zwielichtigen Quacksalbers. Die Teilnehmer können trotzdem differenzieren. Wechselt Reinhard die Rolle, wechselt er auch die Kopfbedeckung. Wenig Darsteller sollten es Corona wegen sein und so verzichtet man auch auf eine Doppelbesetzung. "Das bedeutet zwar, dass wir insgesamt weniger Termine anbieten können", sagt Meyer-Ellendt, "aber das ist die beste Lösung". Wie viele Stücke zuvor ist auch "Henno" wieder eine "Operation am offenen Herzen" - einige Szenen sind derzeit noch am Entstehen, vieles wird weiterentwickelt, natürlich gemeinsam mit den beiden Darstellern. Der Regisseur ist froh, zwei "Urgesteine der Wetzlarer Kostümführungen" an seiner Seite zu wissen.

Alle Jahre wieder in der Adventszeit öffnet sich in Wetzlar der Vorhang des "Statt Theaters", das die Zuschauer mit auf eine Erlebnisstadtführung nimmt. Seit 2001 bietet die Tourist-Information Wetzlar solche Erlebnisführungen, eine Mischung aus Stadtführung und Theater, an. Mit dem Unterschied, dass es natürlich keinen Vorhang gibt, denn gespielt wird an historischen Plätzen in Wetzlars Altstadt.

Termine und Tickets

Premiere feiert "Henno" am Freitag, 03. Dezember 2021. Gespielt wird um 18 und um 20 Uhr, der Rundgang dauert eine Stunde. Danach besteht an insgesamt sieben Terminen jeweils zweimal die Möglichkeit, "Henno und das Wunder zu Wetzlar" zu erleben. Gespielt wird jeweils um 18 und 20 Uhr, am Samstag, 18. Dezember, um 16 und 18 Uhr. Treffpunkt ist jeweils der Bebelplatz gegenüber der Hauser Mühle. Die Termine sind zu finden unter: https://www.wetzlar.de/tourismus/planen-und-buchen/erlebnisfuehrung-henno.php. Auf der Seite findet sich auch ein Link zum Ticket-Shop. Die Tickets kosten 14 Euro, ermäßigt 7 Euro, die maximale Teilnehmerzahl pro Rundgang beträgt 20 Personen. Auf der vorgenannten Webseite finden sich auch die aktuellen Hygieneregeln, die es während der Stadtführungen zu beachten gilt.