Goethes Lotte mal Zwei

Treffpunkt ist wie so oft bei Themen rund um Goethes Lotte der historische Lottehof mit dem Lottehaus und dem alten Kastanienbestand. Kein Wunder, denn hier lebte einst Charlotte Buff, in die sich der Dichter Hals über Kopf verliebte. Und hierhin kehrt sie in der Kostümführung „Das doppelte Charlottchen“ als ältere Frau auch zurück. Hier begegnet sie sich selbst, beziehungsweise einer jungen Frau, die sich selbst als Lotte ausgibt. Haben die Zuschauer es hier mit einer Zeitreise zu tun oder ist gar eine von beiden Lottes eine Scharlatanin? Das „StattTheater“ um Autor und Regisseur Oliver Meyer-Ellendt nimmt die Zuschauer mit auf eine spannende Reise in Lottes Innerstes, aber auch mit zu einem cleveren Gedanken- und Verwirrspiel.

Ausgangspunkt ist Wetzlar 1816: Hofrätin Charlotte Kestner, geb. Buff, besucht auf einer Reise von Hannover ins Elsass nach langer Zeit wieder einmal ihre Heimatstadt und den Deutschordenshof, in dem sie eine glückliche Kindheit und Jugend verbrachte. In diesem idyllischen Hof lernte sie auch vor 44 Jahren den Rechtpraktikanten Johann Wolfgang Goethe kennen. Viel Zeit ist seit besagtem Sommer 1772 vergangen. Charlotte hat den Legationssekretär Kestner geheiratet, ist nach Hannover gezogen, hat zwölf Kinder und ist seit 16 Jahren verwitwet.

Und jetzt steht sie da im Lottehof, fast ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Doch wer ist das? Plötzlich sieht die Hofrätin ein junges Mädchen, das im weißen Kleid mit blassroten Schleifen auf einen Ball in Volpertshausen fährt und gerade ihren jüngeren Geschwistern das Abendbrot richtet. „Das ist doch? Bin das ich in meinen jungen Jahren? Stürmt der junge Goethe gleich die Hofeinfahrt hinauf? Beginnt unsere Liebesgeschichte noch einmal?“ Das sind Fragen, die sich Charlotte Kestner in diesem Moment stellt. Und die junge Lotte kommt auch noch auf sie zu, spricht sie an, ob sie denn eine Karte habe, um mit auf die anstehende touristische Reise zu kommen. Ist das wirklich Hofrätin Kestner selbst in jungen Jahren?

Bei der neuen Kostümstadtführung „Das doppelte Charlottchen“ geht es um alte und neue Lieben sowie richtige und falsche Entscheidungen. Oliver Meyer-Ellendt greift in der Kostümführung jene Zeit auf, über die wir eigentlich wenig wissen. Die Führung behandelt das Leben der Hofrätin in der Zeit nach Goethe, greift auf, wie es ihr eigentlich damals ging. Und was geschah überhaupt in ihrer Ehe mit Kestner und seit 1800, seitdem sie Witwe war? Durch Goethes Briefroman hatte sie auch an Popularität gewonnen. Doch wie ist das für eine Frau, die sich alleine um zwölf Kinder kümmern muss? „Das doppelte Charlottchen“ ist eine Kostümführung über eine starke Frau. Und am Ende steht die wichtigste aller Fragen: Wird Hofrätin Kestner der jungen Charlotte raten, etwas anders zu machen und damit die Zeitgeschichte verändern?

Weite Teile der Kostümführung spielen im Lottehof, doch auch einen kleinen Ausflug zur Michaelskapelle wird es geben. Das Publikum darf gespannt sein. Treffpunkt am 10. September ist um 18 Uhr im Lottehof, eine Voranmeldung ist nötig. Karten im Vorverkauf gibt es direkt bei der Tourist-Information am Domplatz sowie unter https://www.wetzlar.de/tourismus/planen-und-buchen/oeffentlichefuehrungen.php. Dort sind auch alle weiteren Termine zu finden.