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Die Leica Camera AG mit Sitz in Wetzlar genießt in der Fotografie heutzutage Weltruf. Renommierte Fotografen aus aller Welt nutzen die Modelle des Wetzlarer Unternehmens, das 1986 in seiner heutigen Form aus der Ernst Leitz GmbH (seit 1869, davor seit 1849: Optisches Institut) hervor ging. Hatte sich das Unternehmen zunächst auf die Herstellung von Mikroskopen und später auch anderen optischen Geräten wie Ferngläser und Episkope sowie professionelle Filmkameras spezialisiert, sorgte die Leipziger Frühjahrsmesse im März vor 100 Jahren für eine Sensation: Mit der Leica I enterte die serienmäßig produzierte Kleinbildkamera den Markt und revolutionierte die Fotografie. Das Unternehmen schreibt bis heute Industriegeschichte.

Dieser Meilenstein wird im 100. Jahr weltweit mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen gefeiert – auch am Standort in Wetzlar. Das Jubiläum der Leica I feiert das Unternehmen unter dem Motto „100 Jahre Leica: Zeugin eines Jahrhunderts“. Zu Ehren der Kamera, die vor einem Jahrhundert die Welt der Fotografie veränderte, präsentiert Leica kulturelle Höhepunkte, hochkarätige Ausstellungen und exklusive Produkteinführungen. Im Juni sind gleich drei Ausstellungen zu sehen, welche dem Unternehmen Leica und der Leica-Fotografie huldigen. Für die Wetzlar Tipps haben wir uns schon einmal zwei davon angeschaut. Eine dritte startet am 7. Juni.

Neues Rathaus Wetzlar: „Werk, Mitarbeitende, Produktion“

Retro-Fans während begeistert - alte Werbeplakate der Firma Leica
Retro-Fans während begeistert: So wurde früher für die Marke Leica geworben. © Sabine Glinke
Übersicht Bilder der Industriefotografin Liesel Springmann
Bilder von Industriefotografin Liesel Springmann dokumentieren die Arbeit in der Manufaktur in der Mitte des 20. Jahrhunderts. © Sabine Glinke
Wir beginnen im Neuen Rathaus Wetzlar. Im Ausstellungsbereich im Obergeschoss ist noch bis zum 31. Juli die Schau „Werk, Mitarbeitende, Produktion“ zu sehen. Die Ausstellung gibt mittels Fotografien Einblicke in die Geschichte der Leica-Manufaktur. Neben Fotografien aus den historischen Produktionsstätten in Wetzlar, dem einstigen Standort in Solms, dem Werk in Portugal sowie dem 2014 in Wetzlar eröffneten Leitz-Park, in dem die Leica Camera AG heute ansässig ist, zeigt die Schau historische Werbeplakate im Wandel der Zeit.
Blick aus dem Rathaus zum ehemaligen Leica-Firmensitz
Blick aus dem Ausstellungssaal im heutigen Neuen Rathaus auf die Firmengebäude von Leica. Bis 1996 gehörte auch das Rathaus selbst dazu. © Sabine Glinke

Der Standort der Ausstellung könnte dabei nicht besser gewählt sein. Im Ausstellungsbereich des Wetzlarer Rathauses ist man einem Hauptschauplatz der Leica-Geschichte unglaublich nahe, blickt man von hier genau auf die früheren Produktionsstätten, die Hochhäuser I und II. Doch damit nicht genug: Wer sich schon einmal gefragt hat, warum eigentlich eine Brücke das Neue Rathaus und eben jene Leitz-Gebäude verbindet, dem fehlt ein Stück Heimatkunde. Denn: Das Neue Rathaus ist erst seit 1996 tatsächlich Rathaus und somit der Sitz der Wetzlarer Verwaltung – 1955 gebaut, war es zunächst viele Jahrzehnte Sitz der Leitz-Verwaltung. In den noch übrigen Gebäuden an der Ernst-Leitz-Straße ist bis heute die Leica Microsystems AG ansässig, jene Unternehmenssparte, die Mikroskope und bildgebende Systeme produziert und damit die älteste Sparte des Unternehmens ist.

„Ich entscheide hiermit, es wird riskiert“ soll Ernst Leitz II gesagt haben, als er die Serienproduktion der liebevoll „Liliput-Kamera“ genannten Leica I auf den Weg brachte. Eine bahnbrechende und wichtige Entscheidung für die weitere Entwicklung des Unternehmens und der Leitz-Werke, und entsprechend wichtig für die Wirtschaftsgeschichte Wetzlars und den Ruf der Stadt als Optik- und Industriestadt. Untrennbar sind die Unternehmen Leitz und Leica mit der Stadt Wetzlar verbunden, wenn auch die Leica Camera AG erst mit dem Neubau des Leitz-Parks in der Spilburg aus dem benachbarten Solms zurückkehrte.

Neue Maßstäbe in der Fotografie

Leica I mit einem Objektiv
Die in Serie gegangene Leica I, hier mit einem Objektiv vom Typ Anastigmat. © Leica Camera AG

Ernst Leitz II hatte Recht behalten. Denn die im März 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellte Leica I setzte durch ihr kompaktes Design und die Verwendung von 35-mm-Film neue Maßstäbe in der Fotografie. Sie überzeugte das Publikum in Sachen Handhabung und Bildqualität.

Und so wurde die Leica I, die erste serienmäßig produzierte Kamera aus dem Hause Leitz, zum Verkaufsschlager und ebnete maßgeblich den Erfolg des Unternehmens, der bis heute andauert. Der Name Leica ist im Übrigen eine Abkürzung für den Begriff „Leitz Camera“ – die Kamera aus dem Hause Leitz.

Einblicke in die Manufaktur

Neben historischen Fotografien der (ehemaligen) Produktionsstätten – vom Hausertorwerk über den Bau der heute denkmalgeschützten Gebäude an der Ernst-Leitz-Straße - zeigt die Schau auch alte Fotografien der Vorserienmodelle der früheren Leica-Köpfe, etwa Bilder der Wetzlarer Flutkatastrophe von 1920, Porträts der Leica-Väter wie Oskar Barnack und Fotografien der Produktion im Hause Leica von Liesel Springmann aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Springmann passte zum Pioniergeist des Unternehmens, war sie doch eine der ganz wenigen Frauen weltweit, die sich dem Berufsfeld der Industrie- und Werbefotografie verschrieben hatte. Ihre Bilder dokumentieren die Präzisionsarbeit in der Manufaktur – mit Lupe und Pinzette.

Die Herzen von echten Leica- und Retrofans höherschlagen lassen dürften die historischen Werbeplakate aus dem Hause Leitz: Das ein oder andere Plakat würde sich auf einem T-Shirt oder als Bild im Wohnzimmer sicher gut machen. Zugänglich ist die Ausstellung im Neuen Rathaus immer zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr.

Im Lottehof: Mit Leica um die Welt

Blick in die Leica-Ausstellung im Lottehof
Die Ausstellung "Mit Leica um die Welt" zeigt vielseitige Fotografien verschiedener Leica-Fotografen © Sabine Glinke
Blick durch Säulen auf die Fotoausstellung.
Die Fotoausstellung fügt sich hinter der Säulenwand im Lottehof perfekt ein. © Sabine Glinke

Die zweite Ausstellung widmet sich der Leica-Fotografie der Neuzeit. „Mit der Leica um die Welt“ lautet der Titel dieser wunderbaren Fotoschau mit einem Querschnitt aus der Online-Galerie der Leica Fotografie International (LFI). 65.000 Fotografen und Fotografinnen weltweit präsentieren dort ihre mit Leica-Modellen angefertigten Fotografien. Über eine Million Bilder sind dort zu sehen. Die Ausstellung zeigt eine kuratierte Auswahl von 50 Fotografien aus aller Welt. Zu finden sind die wetterfest auf Alu-Dibond und auf fest verankerten Ständern präsentierten Bilder ein bisschen versteckt hinter der Säulenwand im Wetzlarer Lottehof. Die Motive sind so vielseitig wie die Leica-Kameras: Von bunten und belebten Straßenszenen auf den Philippinen, über eisige Landschaften Grönlands bis hin zu Möwen fütternden buddhistischen Mönchen in ihrer traditionell leuchtend orangenen Gewändern – in den Bildern zeigt sich die Ausdrucksstärke von den Leica-Kameras und den Leica-Fotografen. Zu sehen ist die Ausstellung im Lottehof voraussichtlich bis zum 19. Oktober.

Dritte Ausstellung startet am 7. Juni in der Galerie am Dom

Eine dritte Ausstellung startet am Freitag, 7. Juni, in den Räumen der Galerie am Dom in der Krämerstraße. „Vier starke Frauen: Weibliche Perspektiven der Leica Fotografie stellt Herlinde Koelbl, Vera Mercer, Henrike Stahl und Donata Wenders in den Mittelpunkt. Ihre Werke spannen einen Bogen von dokumentarischen Langzeitstudien über surreale Stillleben bis hin zu poetischen Bildwelten und zeigen die Vielfalt der fotografischen Erzählkunst. Die Arbeiten der vier Fotografinnen stehen exemplarisch für die künstlerische Kraft, mit der Frauen die Welt durch das Leica Objektiv betrachten und interpretieren.