Sprungmarken
Suche
Suche

Wandern auf dem „Komfortweg Kirschenwäldchen“: Die Corona-Krise hat uns alle fest im Griff und das bedeutet: Die meisten Freizeiteinrichtungen in Hessen bleiben auch über die Osterferien geschlossen. Doch da keine Ausgangssperre herrscht, sind Unternehmungen in der freien Natur in Zweiergruppen oder im Familienverband weiterhin erlaubt. Warum also nicht einmal raus an die frische Luft und auf einen Spaziergang begeben? Unser Tipp für eine kleine Runde im April: Der Komfortweg Kirschenwäldchen auf dem Stoppelberg.
Blaues L
Der Komfortweg Kirschenwäldchen folgt dem blauen L nach. © Sabine Glinke

Drei Kilometer lang ist der Spazierweg, der vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsweg Komfortwandern ausgezeichnet wurde und zum Naturpark Hochtaunus gehört. Die Route verfügt nur über geringe Steigungen und kann deshalb auch von bewegungseingeschränkten Menschen oder mit Kindern problemlos bewältigt werden. Insgesamt sieben Erlebnisstationen machen den Weg für Jung und Alt besonders interessant. Info-Tafeln von HessenForst und Basaltsäulen informieren über das Ökosystem Wald und über geografische, geologische und historische Besonderheiten am Stoppelberg.


Die Hexe Kochhansel

Waldorgel
Waldorgel - Wie klingt der Wald? © Lademann Media
Erlebnisstation 2
Erlebnisstation 2: Wie kommt die Kirsche an den Kirschbaum? © Sabine Glinke
Kochhansel
Die Hexe Kochhansel soll 1706 das Dorf Reiskirchen angezündet haben. © Lademann Media
Startpunkt des Weges ist der Parkplatz Stoppelberg an der Kreisstraße K 988 zwischen Wetzlar und Nauborn. Dort lädt bereits die erste Erlebnisstation ein: Die Waldorgel zeigt, wie unterschiedlich verschiedene Holzarten klingen. Eine zweite Erlebnisstation zeigt, wie die Kirschen an den Baum kommen und beantwortet Fragen wie: Wie viele Blüten hat eigentlich so ein Kirschbaum und welche Aufgaben kommen den Bienen und anderen Insekten zu? Wer den Komfortweg Kirschenwäldchen laufen möchte, folgt dem zugeordneten Wanderzeichen – einem geschwungenen blauen L. Ein Kirschensymbol kennzeichnet zusätzlich die Erlebnisstationen. Auf bequemen Waldwegen geht es durch das Kirschenwäldchen – dieses erhielt seinen Namen durch die vielen Kirschbäume in diesem Areal. Rund 600 Meter geht es gerade aus, bevor die Route nach rechts zum Kochhanselbrunnen abzeigt – der dritten Erlebnisstation, die nach weiteren 200 Metern erreicht wird.

Kochhanselplatz
Auf dem Kochhanselplatz soll es auch heute noch spuken. © Lademann Media
Der Kochhanselplatz erzählt die Geschichte der Hexe Kochhansel. Am 26. April 1706 brannte der Hüttenberger Ortsteil Reiskirchen fast komplett nieder. Das verheerende Feuer hatte seinen Ursprung auf dem Hof von Bauer Schmitt. Dem Vernehmen nach soll es die Hexe Kochhansel gewesen sein, die herumflog und die Scheunen anzündete. Namentlich verantwortlich machte man die Bäuerin Schmitt, die man nach ihrem Tod ein Jahr später außerhalb der Gemarkung an dieser Stelle am Stoppelberg begraben haben soll. Der Legende nach flog die Hexe Kochhansel allerdings bereits nach der Brandstiftung hier in den Wald, erfrischte sich am Kochhanselbrunnen und erhängte sich hier an einem Baum. Angeblich spukt es an diesem Platz noch heute.

Woher stammt der Name Kirschenwäldchen?

Vom Kochhanselbrunnen aus geht es geradeaus weiter. Nach rund 300 Metern hält man sich leicht links, bevor sich an der vierten Erlebnisstation alles um die im Wald liegenden Hügelgräber dreht. 18 Grabhügel aus der Zeit der Kelten (750 bis 450 vor Christus) unterschiedlicher Größe sind bei genauem Hinschauen zu entdecken. Weiter geht der Spaziergang bis an den Waldrand, wo gemütliche Relaxliegen zu einer Pause mit Aussicht einladen.
Hohlweg
Blick in einen durch Zugtiere entstandenen Hohlweg. © Lademann Media
Auf dem Komfortweg biegt man nun scharf nach rechts ab. Nach etwa 500 Metern informiert eine Basaltsäule darüber, wie ein Hohlweg entsteht. Einen ebensolchen sieht man genau an dieser Stelle rechts. Hohlwege entstanden einst durch das Befahren mit Zugtieren. Nach weiteren 100 Metern erreicht man das Wohngebiet Kirschenwäldchen. Infotafeln informieren über die Geschichte des Gebietes. Begonnen hat alles mit Johannes Lich, der sich um 1800 im Kirschenwäldchen ansiedelte, um Erz zu schürfen. Lich war es auch, der eine große Anzahl an Kirschbäumen pflanzte und mit frischen Kirschen vom Baum warb. So erhielt das Kirschenwäldchen seinen Namen. Außerdem eröffnete er eine kleine Gaststätte, die von Waldarbeitern, Berg- und Fuhrleuten, sowie von Spaziergängern gerne genutzt wurde.

Gaststätte Zum Kirschenwäldchen
Lockt Ausflügler zu Hausmannskost und frischen Waffeln: Die Gaststätte "Zum Kirschenwäldchen". © Lademann Media

Auch heute noch lädt die Gaststätte "Zum Kirschenwäldchen" außerhalb der Corona-Krise zur Einkehr ein. Berühmt ist das Ausflugslokal seit den 50er Jahren für seine Waffeln mit frischen Kirschen. Im Sommer lädt der Biergarten mit deutscher Küche und deftiger Hausmannskost zum Verweilen, die Kleinen können sich derweil auf dem benachbarten Spielplatz austoben.

Weiter geht es auf die letzten 700 Meter. Hinter dem Parkplatz geht es rechts in das Waldstück hinein, nach 200 Metern geht es wieder rechts. Dieser Waldweg führt nun direkt zur Kreisstraße K 988, neben der es ein Stück nach links geht, bis schließlich der Ausgangspunkt des Spaziergangs, der Parkplatz Stoppelberg, erreicht wird.


Ruheliege
Pause im Grünen © Lademann Media
Das Qualitätssiegel „Komfortweg“ wird vom Deutschen Wanderverband nach einer Überprüfung der Wegestruktur verliehen. Das Siegel wird für kurze Strecken ohne physische Barrieren vergeben, deshalb werden nur gut begehbare Wege mit ausreichend Rast- und Ausruhmöglichkeiten ausgezeichnet. Der Weg ist geeignet für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, für Familien, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind oder, wie der Wanderverband ausführt, für Flaneure. Die Anforderungen sind aber nicht gleichzusetzen mit barrierefreien Wegen.
Waldorgel Lademann Media
2 / 8