Sprungmarken
Suche
Suche

Wenn das Riesenrad von weither sichtbar auf der Wetzlarer Lahninsel steht, dann wissen die Meisten: Es ist wieder Gallusmarkt. Immer am dritten Wochenende im Oktober verwandeln sich Alt- und Innenstadt in einen bunten Jahrmarkt. Der Gallusmarkt, der seinen Ursprung bereits im Jahr 1318 fand, bietet vier Tage lang buntes Treiben: Alljährlich locken rund 150 Verkaufsstände, die sich wie ein roter Faden durch die Stadt ziehen, und vielfältige Aktionen von Einzelhändlern, Vereinen und gemeinnützigen Organisationen in den Straßen Wetzlars - wenn nicht gerade eine Pandemie Großveranstaltungen unmöglich macht.

Für die Macher dahinter bedeutet das: Nach dem Markt ist vor dem Markt. Auch in Zeiten von Corona. Denn eigentlich beginnen die Planungen für das kommende Jahr schon, während der aktuelle Markt läuft und sich die Massen bei einem der besucherstärksten Märkte Mittelhessens durch die Gassen wälzen. "Einer meiner Mitarbeiter ist das ganze Jahr über mit der Planung der verschiedenen Stadtfeste beschäftigt", sagt Bernd Butz von der Agentur Bernd Butz Promotion, die den Gallusmarkt seit 2001 im Auftrag des Vereins Stadt-Marketing Wetzlar organisiert. Denn neben der Organisation und Planung der eigenen Veranstaltungen bedeutet dies, auch andere Märkte in der Region zu besuchen und nach neuen Konzepten und Marktbeschickern Ausschau zu halten. Da dies im vergangenen Jahr kaum möglich war, erfolgt derzeit ein reger Austausch mit vielen Marktbeschickern, die langjährig am Gallusmarkt teilgenommen haben.


Die Macher des Gallusmarktes: Rainer Dietrich und Bernd Butz
Die Macher des Gallusmarktes: Rainer Dietrich und Bernd Butz © Sabine Glinke

Rund 150 Marktstände

Rund 150 Marktstände sind alljährlich beim Gallusmarkt vertreten, die sich ab dem Schillerplatz durch die gesamte Altstadt, durch die Lahnstraße, über den Karl-Kellner-Ring und die Bahnhofstraße bis zum Forum ziehen. Das erfordere nicht nur ein gutes Händchen bei der Auswahl der Stände, sondern auch Kenntnisse über die unterschiedlichen Zielgruppen, die man mit dem Gallusmarkt anspreche, erklärt Butz. "In der Altstadt bediene ich eine andere Klientel als in der Bahnhofstraße". Ziel sei ein vielfältiges Angebot, das allen Bevölkerungsgruppen sowie den Gästen von außerhalb gerecht werde. "Es ist schwierig, ein vernünftiges Querschnittsangebot zu finden", sagt er, "ich kann nicht hundertmal das Gleiche anbieten". Das sei eine der Hauptaufgaben über das Jahr hinweg. Rainer Dietrich, Geschäftsführer des Stadt-Marketings, ergänzt: "Der kleine Marktbeschicker, der mit einem Stand seinen Lebensunterhalt verdient, stirbt langsam aus". Vielmehr gebe es immer mehr Betriebe, die viele verschiedene Stände und Angebote unter einem Dach vereinten.


Markenzeichen des Gallusmarktes: Das Riesenrad
Markenzeichen des Gallusmarktes: Das Riesenrad © Christian Lademann

Vergnügungspark und Feuerwerk sind Publikumsmagnet

Zentraler Punkt und Hauptmagnet des Gallusmarktes bildet der große Vergnügungspark auf der Lahninsel, der in Zusammenarbeit mit dem Wetzlarer Schaustellerbetrieb Werner Wambold organisiert wird. Auch hierbei sei es wichtig, neben Altbewährtem wie dem Riesenrad immer wieder neue Trends zu setzen, die vor allem die Jugendlichen zu begeistern wüssten. Auch das angebotene Musikprogramm müsse stimmig sein. "Da können wir nicht immer das nehmen, was wir gerne ausprobieren würden, es muss auch passen und Publikum ziehen", sagt Butz. Ausgewählt werden muss meist aus 50 bis 80 Bands, die gerne auftreten würden. Als "unersetzbar" bezeichnet der Agenturchef auch das im Stadion abgeschossene große Höhenfeuerwerk zum Abschluss, das alljährlich die Straßen und Brücken mit Menschen fülle und für Begeisterung sorge. "Dabei können und wollen wir gar nicht abspecken, denn die Menschen, die wegen des Feuerwerks kommen, sind auch Stunden vorher bereits in der Stadt", betonen Butz und Dietrich die Wichtigkeit des Ganzen.


Höhepunkt am Sonntag: Das große Höhenfeuerwerk
Höhepunkt am Sonntag: Das große Höhenfeuerwerk © Stadt-Marketing Wetzlar e.V.

Verkaufsoffener Sonntag

Als wichtiges Element des Gallusmarktes nennt Rainer Dietrich, der bei der Stadt Wetzlar auch für die Wirtschaftsförderung verantwortlich zeichnet, den verkaufsoffenen Sonntag. "Es stammt noch aus der Historie: Der Gallusmarkt war traditionell der Markt, an dem sich die Leute für den Winter eingedeckt haben. Das ist irgendwie geblieben". Auch im Sinne der Wetzlarer Einzelhändler wird bei Bernd Butz in der Agentur gedacht, denn wenn er einem Gewerbetreibenden einen Stand vor die Tür stelle, der zu ähnlich geartet sei, könne dies für Unmut sorgen. "Die Kunst ist insgesamt, die Stände so zu stellen, dass sich keiner untereinander Konkurrenz macht". Aus Sicht des Stadt-Marketings sei es wichtig, dass sich die Stadt beim Markt so präsentiere, dass auch Gäste von außerhalb gerne wiederkämen. Insgesamt acht Mitarbeiter von Bernd Butz arbeiten ab dem Mittwoch vor dem Gallusmarkt vor Ort; am Freitag kommen noch einmal zwei dazu, die sich um die Verkehrsregelung kümmern.

Lange Tradition

Der Gallusmarkt geht auf eine fast 700 Jahre alte Tradition zurück: Demnach wurde die Genehmigung, wonach die Stadt Wetzlar zum Tag des heiligen Gallus einen Jahrmarkt abhalten darf, bereits in der Kaiserzeit ausgestellt. Der Markt in seiner heutigen Form begann sich in den 1960er Jahren zu entwickeln. Seit 2000 richtet das Stadt-Marketing Wetzlar den Gallusmarkt aus.