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Die Ernst-Leitz Wetzlar GmbH produziert hochsensible Objektive für die Filmindustrie: Was haben die mit dem Oscar prämierten Filme „Green Book“ und „The Revenant“ mit dem Horrorstreifen „The Conjuring“ oder den Netflix-Serienhits „Stranger Things“ und „Haus des Geldes“ gemeinsam? Bei allen Produktionen kamen Objektive aus der Firma Leitz in Wetzlar zum Einsatz.
2018 feierte die Traditionsmarke Leitz eine Art Wiedergeburt: Mit Eröffnung des neuen Produktionsstandortes im Wetzlarer Leitz-Park und dem zehnjährigen Bestehen des Unternehmens firmierte die Firma CW Sonderoptic in Ernst Leitz Wetzlar GmbH um. Seitdem trägt die Marke Leitz den damit untrennbar verbundenen roten Punkt – in Anlehnung an das Ursprungsunternehmen.

Gründung 2008

Arbeitsplatz
Ein Arbeitsplatz in der Produktion bei der Ernst Leitz Wetzlar GmbH. Hier sind Fingerspitzengefühl und Staubfreiheit gefragt. © Ernst Leitz Wetzlar GmbH
2008 hatte Dr. Andreas Kaufmann, der Aufsichtsratsvorsitzende der Leica Camera AG, die CW Sonderoptic GmbH als eigenständige Firma gegründet, mit dem Ziel, die Bildqualität der Leica-Kamera auch für das Filmgeschäft verfügbar zu machen. Heute steht das Unternehmen unter der Geschäftsführung von Raimund Baier und Rainer Hercher, der früher selbst als Kameramann gearbeitet hat. Mit den in Wetzlar entwickelten Hochleistungsobjektiven in mittlerweile sechs Produktreihen hat sich das junge Unternehmen in nur zehn Jahren einen Spitzenplatz in Sachen Filmobjektiven erarbeitet – die Liste der Filme und Serienproduktionen, in denen Leitz-Objektive zum Einsatz kamen, ist lang. „Birdman“, „X-Men“, „Transformers“, „Planet der Affen“, „Gemini Man“ oder auch „Gone Girl“: Die Flure bei Leitz zieren Poster der wichtigsten Blockbuster, bei denen die eigenen Produkte zum Einsatz kamen.

Einsatz auf der ganzen Welt

M 0.8 auf einer Sony-Kamera
Das M 0.8 auf einer Sony-Kamera. Ein Adapter macht's möglich. © Ernst Leitz Wetzlar GmbH
Filmemacher aus der ganzen Welt verwenden die lichtstarken Objektive mit dem weichen Schärfenverlauf. Die kompakte Bauweise und das vergleichsweise geringe Gewicht machen die Produktlinien SUMMICRON-C und SUMMILUX-C, M 0.8, THALIA und die neuesten Objektivreihen LEITZ PRIME und LEITZ ZOOM zu attraktiven Accessoires für Kameraleute auf dem ganzen Globus. So filigran und genau die Bildqualität der Leitz-Objektive ist, so filigran ist auch die Arbeit daran.

Thalia im Einsatz in NYC
Das Thalia im Einsatz in New York City © Ernst Leitz Wetzlar GmbH
48 Mitarbeiter hat das Unternehmen insgesamt, sie alle arbeiten am Firmenstützpunkt im Leitz-Park im Haus mit der Nummer 2 unter einem Dach. Oben befinden sich die Büros für die Mitarbeiter aus Marketing und Vertrieb, unten arbeitet die Produktion in einem speziellen Reinraumbereich mit Überdruck und Temperaturregelung an der empfindlichen Ware. Kein Staubkorn darf auf die empfindlichen Linsen kommen, daher ist Schutzkleidung vorgeschrieben. Kein Straßenschuh, keine Alltagsjacke darf mit in den Produktionsbereich.

Kein Massenprodukt

Testverfahren
Bevor es zum Kunden geht, muss jedes Objektiv verschiedene Testverfahren durchlaufen. © Ernst Leitz Wetzlar GmbH
In filigransten Arbeitsschritten werden die wertvollen Objektive – das „günstigste“ hat einen Kaufpreis von über 20.000 Euro – zusammengesetzt. Wie kleinteilig so ein Filmobjektiv ist, zeigt folgende Zahl: Je nach Modell besteht ein einzelnes Objektiv aus 50 bis 250 Einzelteilen, die in elektrisch steuerbaren Spezialschränken gelagert werden: Per Display-Steuerung wählt man aus, welche Teile gebraucht werden, das Schranksystem liefert einem vollautomatisch die entsprechende Lagerbox. Alles hier ist natürlich staubsicher verpackt, auch fertige Objektive oder solche, die eine Wartung oder Reparatur durchlaufen haben, lagern luftdicht verschlossen in Plastikbeuteln, bevor sie in der edlen Verpackung oder in Spezialkoffern zu ihrem Einsatzort geschickt werden. Doch bevor ein solches Objektiv zum Kunden geht, durchläuft es am Ende der Fertigung zunächst noch zahlreiche Prüfprozesse, bei denen sie in Dauertests auf Schärfe oder Auflösung untersucht werden. Die vielen Einzelteile und langen Prüfprozesse machen deutlich: Ein Leitz-Objektiv ist kein Massenprodukt. Rund 50 Objektive fertigt man bei Leitz im Monat – im Schnitt, so schätzt Robert Höft vom Customer Care. „Je nach Modell dauert es mal länger, mal kürzer“. Mehr gibt dieser sehr spezielle Markt aber auch gar nicht her, denn ein solch teures Hochleistungsobjektiv legt man sich nicht mal eben in den Kofferraum. „Es sind auch nur wenige Kameraleute, die sich so einen Objektivsatz tatsächlich kaufen“, sagt Silke Thape, International Marketing Managerin bei Leitz. Die meisten Objektive gingen an Verleihfirmen, bei denen sich die Filmemacher mit Mietware eindeckten.
Objektivreigen
Die Pbjektive aus dem Hause Leitz zählen zu den begehrtesten der Filmbranche. © Ernst Leitz Wetzlar GmbH
Und da setzt ein spannender Aspekt der Arbeit von Silke Thape an: Sie versucht möglichst lückenlos herauszubekommen, bei welchen Produktionen Leitz-Objektive verwendet wurden. Dafür ist teils akribische Recherchearbeit notwendig, denn natürlich wird der Hersteller nicht über den Einsatz seines Produktes informiert. Silke Thape pflegt also den Austausch mit den weltweit im Einsatz befindlichen Vertrieblern, besucht Messen, spricht mit Verleihern – die Liste an Produktionen, bei denen Leitz-Objektive verwendet wurden, auf der Homepage des Unternehmens wird zusehends länger. Ob sie die Filme dann auch alle anschaut? „Ich bin seit meiner Jugend ein Filmfan“, sagt sie – „klar!“. Nur so gut, wie manche aus dem Haus sei noch nicht „Wir haben hier Kollegen, die sehen einem Film am Stil an, wenn er mit einem unserer Objektive gedreht wurde“.

Auszeichnung für das SUMMILUX-C

SUMMICRON-C
Der Preisträger, das SUMMICRON-C, hier mit Makrolinse. © Ernst Leitz GmbH Wetzlar
Wie besonders die Objektive aus dem Leitz-Park sind, zeigt eine Auszeichnung, die das Unternehmen für das SUMMILUX-C 2015 erhielt: Den „Scientific and Engineering Award”, die höchste Auszeichnung für technische Produkte und Innovationen in der Filmindustrie der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences (AMPAS).