Sprungmarken
Suche
Suche

Er war der Begründer der Sozialdemokratie in Deutschland, rief zusammen mit Wilhelm Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ins Leben, aus der später die heutige SPD hervorging. In Wetzlar ist er allgegenwärtig: Es gibt einen Bebelplatz mit entsprechendem Denkmal, außerdem ist mit der August-Bebel-Schule eine Gesamtschule nach ihm benannt. Seine Jahre in Wetzlar haben August-Bebel schwer geprägt – doch was hat der Politiker in der Stadt an der Lahn eigentlich alles erlebt, was seine spätere Laufbahn ebnete?

Es waren jene zwölf Jahre in Wetzlar, die August Bebel mit seiner Familie dort verbrachte, in denen die Stadt von starker Armut geprägt war. Bebel selbst war Halbwaise, sein Vater an Tuberkulose verstorben, sein Stiefvater ebenfalls, die Mutter schwer krank, so dass er sich schon früh um die Familie und die alltäglichen Dinge kümmern musste.

Brodschirm 2: Wohnhaus August Bebel
In diesem Haus am Brodschirm 2 lebte August Bebel von 1846 bis 1858. © Sabine Glinke

Wohnhaus August Bebel am Brodschirm von 1846 bis 1858

Die wohl wichtigste Station ist das Wohnhaus am Brodschirm 2, in dem Bebel lebte, nachdem seine Mutter aus Deuz weggezogen war und Hilfe bei ihrer Familie in Wetzlar suchte. Heute weist eine Plakette an der Hausfassade des Fachwerkgebäudes auf das Leben von August Bebel hier von 1846 bis 1858 hin. Während am Bebelplatz zwischen Hauser Gasse, Domtreppe und Rosengärtchen ein Denkmal auf Bebels Leben und Wirken in der Domstadt hinweist, besuchen wir auch viele Orte, die man nicht auf den ersten Blick mit Bebel in Verbindung bringt: Die Reste der Stadtmauer an der Lahn, auf denen Bebel als Junge kletterte oder das Alte Rathaus, in dem früher der Armen- und Waisenfonds untergebracht war, der für Bebel und seine Brüder sorgte.

Lesen statt in die Kirche gehen

Es geht vorbei an der Schnitzler’schen Buchhandlung, in der früher eine Leihbibliothek untergebracht war – eine wichtige Anlaufstelle für Bebel, denn er verbrachte seine Zeit am liebsten mit Lesen, Abenteuerromane wie „Onkel Tom’s Hütte" oder „Robinson Crusoe" soll er bevorzugt haben. Sogar den sonntäglichen Kirchgang schwänzte er, um sich stattdessen in ein Buch zu vertiefen. Hat man beim Namen Bebel immer den Aktivisten und die schillernde Politikerpersönlichkeit vor Augen, bildet Wetzlar eine frühere Station ab: „Man sollte nicht vergessen, dass er ein ganz normales Kind war" – Bebel habe an zahlreichen Orten Wetzlars gespielt und Abenteuer erlebt, einmal habe er seinen Bruder retten müssen, als dieser im Winter in die vereiste Lahn eingebrochen sei. Und er habe Streiche gespielt – teilweise derbe Streiche und mit diesen machte er sogar vor dem Pfarrer nicht halt – Karzer und Stockschläge in Kauf nehmend.