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Lars Netopil bedient in seinem Shop in der Wetzlarer Altstadt Kunden aus der ganzen Welt
Lars Netopil
Lars Netopil mit seinem neuen Bildband: "Museum Leica" © Sabine Glinke

Von Haus aus ist Lars Netopil Jurist. Doch eigentlich ist er viel mehr als das: Er ist Verkäufer, Berater, Historiker, Forscher, manchmal auch ein bisschen Sozialarbeiter, dann wieder Detektiv. Seit 21 Jahren betreibt er in der Wetzlarer Altstadt in der Baugasse ein Ladengeschäft für Leica Cameras. Das mag auf den ersten Blick nicht besonders erscheinen, doch Netopils Spezialgebiet ist der An- und Verkauf historischer Leica-Modelle. Leica Classic Cameras gehen durch seine Hände – und von dort aus in die ganze Welt. Zur Eröffnung des neuen Leica-Werksmuseums im neuen Teil des Leitz-Parks hat er einen neuen Bildband mit dem Titel „Museum Leica“ herausgebracht. Das Buch ist eine Enzyklopädie – in 36 Kapiteln stellt der Autor auf 672 Seiten und mit über 600 großformatigen Abbildungen die außergewöhnlichsten Exponate aus dem Bestand des neuen Leica Werksmuseums vor – von der Ur-Leica von 1914 bis zur rot eloxierten Leica M, die 2017 als Sonderedition erschien. Es ist bereits das dritte Buch von Netopil, doch es war ihm wichtig, eine besondere Aufmachung anzubieten: Lexikalische Sekundärliteratur über Leica gebe es genug, er wolle etwas Besonderes anbieten und setze daher auf die Aufmachung als Bildband. Das ist gelungen, erzählt doch jedes Modell auf den großformatigen Fotos seine ganz eigene Geschichte. Denn es sind keine fabrikneuen Kameras wie im aktuellen Leica-Katalog, die bei aller Präzision doch ein wenig steril wirken.

Leica III f
Leica III f © Sabine Glinke

Alte Kameras erzählen Geschichten

Es sind Kameras, die bereits benutzt wurden, Gebrauchsspuren haben, von normaler Abnutzung über Kratzer bis ziemlich starker Patina. Diese Leicas haben etwas erlebt. Und genau diese Leicas sind es auch, die auf dem Sammlermarkt, den Lars Netopil mit seinem Shop bedient, begehrt sind: Einzelstücke, Sondereditionen, etwa Werkskameras oder Sonderauflagen, angefertigt etwa für die Bundeswehr. Netopils Arbeit grenzt dabei an Detektivarbeit, denn oft haben Sammler ganz spezielle Wünsche, die sie an den Wetzlarer Experten herantragen. Dann macht sich Netopil an die Arbeit, kontaktiert andere Sammler, von denen er weiß, dass sie mehrere Stücke haben oder gerade dabei sind, ihre Sammlung auszudünnen oder gar aufzulösen. Dafür reist er teils durch die ganze Welt, denn auch seine Kunden kommen von überall auf dem Erdball.

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Allerdings: Die Zahl der im Umlauf befindlichen Sammlerstücke sei überschaubar, hat Leica doch seit jeher nur kleine Auflagen produziert. Und: „Nicht jede alte Leica ist auch wertvoll“. Denn oft seien es Kameras aus der Serienproduktion, die zu ihm gebracht würden, nur äußerst selten entpuppe sich ein Erbstück oder Scheunenfund als kostbare Rarität. Da sei auch viel Fingerspitzengefühl gefragt, berichtet er, denn wenn jemand in seinem Laden stehe und glaube, dass er ein ganz besonderes Stück dabei habe und damit reich werde, dann müsse er schon manches Mal den Zahn ziehen. Je nach Wert des Stücks nimmt er die Kameras – und das entsprechende Zubehör sowie Objektive – in Kommission oder kauft sie direkt an – sofern er weiß, dass er dafür zügig einen Kunden findet. Beziehungsweise wartet ja manches Mal schon ein Kunde darauf, dass Netopil an ein ganz besonderes Stück gelangt.

Leica IA von 1930
Leica IA von 1930 © Sabine Glinke

Kunden aus der ganzen Welt

Auf Netopils Expertise und seine Gutachten verlassen sich aber nicht nur Kunden aus der ganzen Welt, auch Leica selbst wird von ihm beraten. Seit seiner frühen Jugend ist der Burgsolmser, der auch die Solmser Fotobörse ins Leben gerufen hat, die seit jeher Weltruf genießt, passionierter Leica-Fan. Schon damals schlang er einschlägige Literatur nur so in sich hinein, fotografierte selbst viel, zunächst mit der Agfa seines Vaters. Das Geld, das er zur Konfirmation erhielt, steckte er in seine erste Leica – und schon in jungen Jahren wuchs eine stattliche Sammlung heran. Seitdem hat ihn das Thema Leica nicht mehr losgelassen.

"Museum Leica" hat eine Auflage von 1000 Exemplaren

Sein neuestes Buch – in zwei Bänden im Pappschuber und mit edlem Prägedruck beim Einband – ist genauso limitiert wie Leica selbst. Gerade einmal 1000 Exemplare gibt es davon – Netopil vertreibt wie bei den beiden Vorgängerwerken die Bücher selbst, geht mit diesem aber einen Schritt weiter: Zusätzlich ist es in den 72 Leica Stores weltweit als offizielles Produkt erhältlich. Ein Umstand, auf den Netopil auch ein klein wenig stolz ist. „Ja, es könnte sein, dass wir auf Grund des erweiterten Vertriebsweges schon jetzt an eine zweite Auflage denken können“.

Infos & Öffnungszeiten:

Lars Netopil Classic Cameras
Baugasse 4
35578 Wetzlar
Telefon: 06441-410378
E-Mail: lars-netopillars-netopilcom
www.lars-netopil.com