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Lottehaus von vorne
Ansicht des Lottehauses von vorne © Dominik Ketz

Johann Wolfgang Goethe praktizierte nach Abschluss seiner Rechtsstudien in Straßburg im Jahr 1771 zunächst als Advokat im väterlichen Haus zu Frankfurt. Um seine juristischen Kenntnisse zu vervollkommnen, schrieb er sich von Mai bis September 1772 am höchsten Reichsgericht als Praktikant ein. Während dieser Sommermonate in Wetzlar lernte er Charlotte Kestner, geborene Buff, kennen. Sie inspirierte ihn zu der Hauptfigur der Lotte in seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers" (1774). Das danach benannte Lottehaus diente ursprünglich als Verwalterhaus der Marburger Niederlassung des Deutschen Ordens in Wetzlar. Als Goethe nach Wetzlar kam, lebte Charlotte Buff hier mit ihrem Vater Heinrich Buff, Amtmann und Verwalter des Deutschen Ordens, sowie ihren 11 Geschwistern. Die noch heute gebräuchliche Bezeichnung „Lottehaus“ erhielt das Haus in späterer Zeit, nachdem 1863 Wetzlarer Bürgerinnen und Bürger dort eine Gedenkstätte für Goethes Lotte eingerichtet hatten.

Von Goethes Praktikantenzeit am Gericht sind nur wenige Belege erhalten. Für die Literaturgeschichte und für die Stadt Wetzlar waren die Wetzlarer Begegnungen und Beziehungen jenes Sommers jedoch prägend: Die Weltliteratur erhielt den "Werther" und Wetzlar ist seitdem als Goethestadt Gegenstand literaturgeschichtlichen Interesses.