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Die bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Folgen des Klimawandels stellen Kommunen vor große Herausforderungen. Auch die Stadt Wetzlar spürt die direkten und indirekten Auswirkungen der Klimaveränderungen infolge der Erhöhung der globalen Mitteltemperaturen.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen

Temperatur im Jahresmittel 1961 bis 1990 in Hessen
Die Temperatur im Jahresmittel 1961 bis 1990 in Hessen. © HLNUG

Das Jahr 2022 war mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,6 °C das wärmste Jahr in Hessen seit 1881. Der Mittelwert der Referenzperiode 1961–1990 lag bei 8,2°C. Klimaszenarien zeigen für Hessen bis 2100 einen weiteren Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 2,7 °C bis 4,9 °C im Vergleich zur Referenzperiode 1971-2000, sofern keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Dadurch verändert sich langfristig das regionale Klima in Wetzlar und Umgebung. Die Anzahl heißer Tage mit Lufttemperaturen über 30 °C nimmt zu. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel und Sturm treten häufiger auf. Einer Niederschlagszunahme im Winter steht eine Abnahme im Sommer gegenüber.

Längere Trockenphasen mit einer Abnahme der Bodenfeuchte und mittel- bis langfristig gesehen sinkenden Grundwasserspiegeln haben Auswirkungen auf Wasserhaushalt, landwirtschaftliche Erträge und die Natur. Aus Klimafolgen resultieren letztlich Gefahren auch für Leben und Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur.

Die Kommunen sind daher aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft ökologischer und gesellschaftlicher Systeme gegenüber den klimatischen Veränderungen unter Beachtung des Vorsorgeprinzips zu steigern und Risiken durch Hitze, Starkregen, Überschwemmungen und weitere mögliche Klimafolgen abzuwenden.

Das geplante Bundes-Klimaanpassungsgesetz verpflichtet die Kommunen nach Maßgabe der Zuständigkeitsbestimmung des Landesrechts ein integriertes Klimaanpassungskonzept aufzustellen und umzusetzen. Bei kommunalen Planungen und Entscheidungen ist das Ziel der Klimaanpassung zu berücksichtigen und die Versiegelung von Böden zu minimieren.


Visualisierung des Klimawandels:

Klimastreifen für Wetzlar
Der Klimastreifen für die Stadt Wetzlar. © Stadt Wetzlar

Die „Warmings Stripes“ („Erwärmungsstreifen" oder „Klimastreifen“) des Klimawissenschaftlers Ed Hawkins stellen für einen bestimmten Ort oder eine Region die mittlere Jahrestemperatur als eine Reihe chronologisch geordneter Farbstreifen dar. Die Farbe jedes Streifens repräsentiert die Temperatur eines Jahres. Eingefärbt wird die regionale Abweichung zur Durchschnittstemperatur der Referenzperiode zwischen 1961 und 1990. War die Temperatur in einem Jahr wärmer als die durchschnittliche Temperatur in diesem Zeitraum, ist der Streifen in Rottönen eingefärbt, war sie niedriger, ist der Streifen in Blautönen eingefärbt.

Das kälteste Jahr in Wetzlar war 1940 mit durchschnittlich 7 °C, das wärmste war bisher 2018 mit 10,9 °C. (Quellen: Deutscher Wetterdienst (DWD), Zeit.de)



Klimaschutz und Klimaanpassung

Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind zwei sich ergänzende Strategien, um dem Klimawandel zu begegnen. Während der Klimaschutz auf die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen abzielt und den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert, befasst sich die Klimaanpassung mit den Folgen des Klimawandels. Mögliche gesundheitliche Auswirkungen durch Naturgefahren sowie Ausfallrisiken in kritischen Infrastrukturen, wie Strom- und Wasserversorgung, werden bewertet und konkrete Maßnahmen formuliert, beispielsweise Begrünung und Entsiegelung von Flächen, Regenwassernutzung, Wärmeschutz oder die Bereitstellung von Informationsmaterial.

Kommunen gehören zu den Schlüsselakteuren bei der Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen, denn sie übernehmen zentrale Aufgaben der Daseinsvorsorge wie beispielsweise die öffentliche Trinkwasserversorgung, die Abwasserbehandlung, präventiven Hochwasserschutz, die Energieversorgung sowie die Bereitstellung kommunaler Verkehrsinfrastruktur. Hinzu kommen lokal, regional und überregional abgestimmte Anstrengungen, um neben den Folgen des Klimawandels auch den Biodiversitätsverlust zu bewältigen.

Bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel bestehen Wechselwirkungen zu anderen Politikfeldern einer nachhaltigen Stadtentwicklung, wie Umwelt, Wirtschaft und Soziales. Auch Konfliktpotentiale von Anpassungsmaßnahmen und anderen politischen Strategien sind zu berücksichtigen. Doch die Nutzung möglicher Synergien zwischen Klimaanpassung und anderen Stadtentwicklungsbelangen kann auch gute Chancen dafür eröffnen, ohnehin geplante Infrastrukturmaßnahmen so auszurichten, dass sie klimawandelbedingte Anforderungserfordernisse berücksichtigen.


Ein Klimaanpassungskonzept für Wetzlar

Zur Erarbeitung eines integrierten Klimaanpassungskonzepts für Wetzlar wird die Beschäftigung eines Klimaanpassungsmanagers vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.


BMUV-Logo
© BMUV
  • Vorhabentitel: DAS-A.1: Erstellung eines integrierten Klimaanpassungskonzepts für die Stadt Wetzlar
  • Laufzeit: 01.04.2023 bis 31.03.2025
  • Förderkennzeichen: 67DAA00411
  • Förderprogramm: Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
  • Förderschwerpunkt FSP A.1: Erstellung eines nachhaltigen Anpassungskonzepts (Erstvorhaben)
  • Das BMUV | Projektträgerin: ZUG

Durch das nachhaltige Klimaanpassungskonzept sollen die gegenwärtigen und zukünftigen Risiken sowie die Vulnerabilität (Verwundbarkeit) der Stadt gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels erkannt und bewertet sowie in Anpassungsstrategien berücksichtigt werden. Das Konzept dient als Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für die anschließende Umsetzung der prioritären Maßnahmen. Es soll die Anpassung an die Folgen des Klimawandels fachübergreifend und nachhaltig in der Stadt Wetzlar verankern sowie relevante Akteursgruppen frühzeitig einbinden.

Vulnerable und sozioökonomisch benachteiligte Personengruppen sind überdurchschnittlich stark von Naturgefahren betroffen. Die laufende Stadtklima- und Vulnerabilitätsanalyse wird beispielsweise das Risiko der Hitzebelastung abbilden. Durch die Verbindung mit dem Thema Umwelt- und Klimagerechtigkeit zielt das Klimaanpassungskonzept mittel- bis langfristig darauf ab, die Konzentration von Umweltbelastungen zu vermeiden und abzubauen. 

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind politische Zielsetzungen der
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen. © UN

Es ist zugleich als Beitrag zu ausgewählten Zielen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zu verstehen, die sich an den 17 von den Vereinten Nationen definierten globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung orientiert – von der Bekämpfung der Armut über bezahlbare und saubere Energie bis hin zum Klimaschutz und dem Ziel von lebenswerten, zukunftsfähigen Städten. In Wetzlar stehen die Nachhaltigkeitsziele Gesundheit und Wohlergehen (3), Nachhaltige Städte und Gemeinden (11) und Maßnahmen zum Klimaschutz (13) im Vordergrund.

In der Vergangenheit ist die Stadt Wetzlar bereits Schritte in Richtung einer klimaresilienten und umweltgerechten Kommune gegangen. Beispiele dafür sind:

Als wichtige Grundlage zur Risikobewertung ist eine Starkregengefahrenkarte in Planung.

Das Klimaanpassungskonzept bietet für die Stadt Wetzlar die Möglichkeit, viele aus anderen Fachämtern bereits umgesetzte oder noch geplante Teilkonzepte zu bündeln. Die akute Gefahr von Extremwetterereignissen sowie die spürbaren Belastungen bieten aus Sicht der Stadt Wetzlar gleichwohl die Chance, kommunale Planungsprozesse weiter interdisziplinär zu denken, und durch die geschaffenen Synergien langfristig Erfolge in Sachen Gesundheitsschutz, Schutz von Infrastrukturen und insbesondere Klimaresilienz in Gesamtheit zu erzielen.