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Sie erwarten ein Baby oder sind Eltern eines Kleinkindes?
Das ist eine Zeit der Freude und Erwartung, die viel Neues mit sich bringt. Das bisherige Leben verändert sich grundlegend und Fragen jeglicher Art tauchen auf. Manchmal warten auch besondere Herausforderungen auf Lösungen. (Werdende) Eltern in ihrer neuen Rolle zu begleiten und zu unterstützen, ist der Leitgedanke der Frühen Hilfen. Der Austausch mit anderen Menschen in ähnlicher Situation kann dabei hilfreich sein.

Die „Frühen Hilfen in der Stadt Wetzlar“ setzen hier genau an. Seit mittlerweile zwölf Jahren wenden sie sich mit verschiedenen Angeboten an alle werdenden Eltern in den betreuten Stadtteilen Derzeit sind das in städtischer Trägerschaft das Kinder- und Familienzentrum Nauborn und das Kinder- und Familienzentrum Niedergirmes. Darüber hinaus werden die „Frühen Hilfen“ auch im Familienzentrum Hermannstein/Blasbach (Diakonie Lahn-Dill), im Familienzentrum Westend (Caritasverband/Lahn-Dill-Eder e. V.), Frühe Hilfen in der Neustadt (Deutscher Kinderschutzbund e. V.) und im Kinder- und Familienzentrum der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. angeboten. In loser Reihenfolge stellen wir die Arbeit und Schwerpunkte der einzelnen Zentren vor.

Blick nach Hermannstein/Blasbach

Die Arbeit von Sabine Kaiser-Martin im Kinder- und Familienzentrum Hermannstein/Blasbach ist geprägt von drei wesentlichen Komponenten: Kommunikation, Vernetzung und Ideenreichtum. Diese drei Eigenschaften kamen der Koordinatorin der Einrichtung, deren Träger die Diakonie Lahn-Dill ist, vor allem im zweiten Lockdown der Corona-Pandemie im Herbst 2020 entgegen. 

Treffen mit Eltern von Neugeborenen waren drinnen nicht mehr möglich und gestalteten sich spätestens im Spätherbst auch durch widrige Wetterverhältnisse schwierig. Doch schon im September hatten sich Hermannsteiner und Blasbacher Eltern miteinander vernetzt und das, was erst nur eine Idee war, in die Tat umgesetzt: Sie wurden Mitglieder im örtlichen Obst- und Gartenbauverein, ließen sich bei der Hauptversammlung in den Vorstand wählen und vergrößerten die Mitgliederzahl um ein Drittel. Seit Herbst sind die Neumitglieder mit ihren Kindern nun dabei, auf einem Grundstück des Vereins gemeinsam mit den langjährigen Mitgliedern des Vereins einen Sinnespfad zu planen und anzulegen. 

Sabine Kaiser-Martin mit Eltern aus der Krabbelgruppe auf einer Wiese
Sabine Kaiser-Martin (2. v. l.) mit Eltern und Babys aus der Krabbelgruppe

„Ich bin begeistert vom Engagement der Hermannsteiner. Da ist in wenigen Monaten so viel entstanden. Und dadurch, dass alle Arbeiten auf einem Außengelände stattfinden, ist auch niemand einer großen Infektionsgefahr ausgesetzt. Die Eltern arbeiten in Gruppen, so dass auch die Maximalanzahl an Personen nicht überschritten wurde“, erklärt Kaiser-Martin mit strahlenden Augen. Auf dem Gelände des OGV wurde bereits der Weg angelegt, jetzt geht es darum, die einzelnen Bestandteile des Pfades zu planen. Es werden Hölzer verlegt und Kräuter gepflanzt. Damit werden die Obst- und Gartenbauer noch eine Weile beschäftigt sein. So hat sich die Arbeit, die sonst eigentlich zu großen Teilen in den Räumlichkeiten des Kinder- und Familienzentrums stattfindet, nach draußen verlagert. Die Krabbelgruppe trifft sich auf dem Spielplatz am Blasbach zweimal wöchentlich zum gemeinsamen Singen, Picknicken und Austausch. Doch auch drinnen kommt bald wieder Leben in die Bude: Die derzeitige Pandemie-Lage lässt in Kürze Baby-Massage wieder zu, für Eltern- Frühstück und Eltern-Café sind Konzepte in Planung. „Meine Arbeit lebt vom Austausch, von der Beratung, von vielseitigen Angeboten aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Die beiden Lockdowns haben das natürlich erheblich erschwert.“ 

Wichtig ist für die Neugeborenen, die von Kaiser-Martin im Rahmen der Wetzlarer Willkommensbesuche begrüßt werden, der Kontakt zu anderen Kindern. Doch das ging ein halbes Jahr und länger nicht. „Manche Babys, die jetzt zur Krabbelgruppe kommen, hatten dort zum ersten Mal überhaupt soziale Kontakte mit anderen Babys. Man sah, wie sie erst überrascht waren, sich dann freuten, ganz viel lernten und hinterher dann sehr müde waren“, erzählt Kaiser-Martin. Dass all die Angebote in Hermannstein wieder stattfinden, hat für Kaiser-Martin noch einen ganz anderen, wichtigen Aspekt: „Die Eltern der Neugeborenen lernen sich kennen, tauschen Kontaktdaten aus und telefonieren und schreiben miteinander, ohne dass es über mich laufen muss. Es gibt Whatsapp-Gruppen, in denen Termine vereinbart werden zum Spaziergehen oder gemeinsamem Spielen. Das funktioniert hier in Hermannstein richtig gut. Eigentlich ist der ganze Stadtteil wie eine große Familie.“ Es gibt zahlreiche Kooperationen nicht nur mit dem OGV, sondern auch mit der Feuerwehr, der Schule, den Kitas, dem Sportverein. „Integration wird hier gelebt“, sagt Kaiser-Martin klar, „niemand fällt hinten runter, niemand muss allein sein. Es gibt für jeden in Hermannstein und Blasbach ein Angebot und dieses wird sehr oft angenommen“. Speziell Hermannstein sei ein junger Stadtteil mit Neubaugebieten, in denen viele Familien mit vielen kleinen Kindern leben. „Manche sind neu zugezogen. Die Lage ist natürlich mit Anbindung an die Stadt, aber auch an die Autobahn perfekt. Aber es fehlt eben der Anschluss. Und ich sehe mich als Vermittlerin, stelle Kontakte her und bringe Familien zueinander.“ 

Auch wenn die Arbeit der Frühen Hilfen im vergangenen Jahr durch die Pandemie massiv erschwert worden ist, bleibt Kaiser-Martin am Ball. „Das Kinder- und Familienzentrum soll für alle Eltern aus Hermannstein und Blasbach natürlich die erste Anlaufstelle sein. Die sozialen Kontakte, der Austausch – das hat uns allen sehr gefehlt. Und auf die wöchentlichen Treffen freuen wir uns jetzt im Sommer umso mehr.“